Behutsamkeit

Neubau einer 7-Gruppigen Kindertagesstätte im historischen Umfeld

Behutsamkeit – das bedeutet behütet sein, in diesem Fall die Kinder, aber auch ein behutsames Umgehen mit der vorhandenen Architektur, einer denkmalgeschützten Kirche.

KINDGERECHT
RESPEKTVOLL
VERSPIELT

Kontext

Behutsamkeit – das bedeutet behütet sein, in diesem Fall die Kinder, aber auch ein behutsames Umgehen mit der vorhandenen Architektur, einer denkmalgeschützten Kirche. Unser Anspruch war es eine Architektur für die Kleinsten zu schaffen, die sich gleichzeitig bedacht und rücksichtsvoll an die bestehende Kirche angliedert.

Ausgangspunkt dieses Projektes war der Wunsch nach einer neuen Kindertagesstätte samt Pfarrzentrum für die katholische Kirche St. Josef. Der Kirchenbau wurde von Fritz Fuchsenberger geplant,1923 geweiht und ist heute ein Baudenkmal. Das an die Kirche angebaute Schwesternhaus sollte abgebrochen und an dieser Stelle ein Neubau errichtet werden.

Be·hut·sam·keit

/Behútsamkeit/

Substantiv, feminin [die]

1. das Behutsamsein

  „mit großer Behutsamkeit vorgehen“

2. etwas behutsam Wirkendes

FASSADENGESTALTUNG

Während an der Fassade am Josefsplatz eine historisierende, zurückhaltende Lochfassade dominiert, welche ein wichtiger Bestandteil für Niederndorf ist, wurden die Innenhof-Fassaden verspielter und bunter geplant. Die Zwerchhäuser lockern den langestreckten Baukörper auf und schaffen dadurch eine kindgerechte, gegliederte Kleinteiligkeit. Es entsteht eine Spannung durch asymmetrisch angeordnete Absetzungen von Farbe und Material in den Zwerchhaus-Giebelfassaden. Durch die Zwerchhäuser ergeben sich im Innenraum neue Wege und Plätze und die Funktion ist nach Außen hin ablesbar. Fassadenübergreifende Stilelemente verfolgen das Ziel gleiche Nutzungen in den unterschiedlichen Gebäudeteilen darzustellen. Durch das externe Spielhaus wurden zusätzliche Lagerflächen geschaffen und gleichzeitig das pädagogische Konzept von Innen nach Außen gespiegelt und erweitert.

 

»Die räumliche Aufteilung der Gebäude nimmt die Platz- und Raumgestaltung des bisherigen Ensembles auf, und das ist beabsichtig. Mit Hinblick auf die Geschichte des alten Pfarrzentrums wollen die Planer ganz behutsam vorgehen.«

Filiz Mailhammer, Nordbayerische Nachrichten

Der Prototyp

Anfangs noch gewagter und experimentierfreudiger wurde die Platzfassade etwas konventioneller umgestaltet, um sich bestmöglichst anzupassen. Einige Ideen aus dem ersten Entwurf wurden jedoch bis zur Baueingabe weiterverfolgt: Die klassische Form des Baukörpers mit Satteldach findet sich genauso wieder wie auch die ursprünglich angedachte Anordnung der zwei Flügel. Die Moderne Fassadengestaltung und Materialien wurden in den Innenhof verschoben. Der Baukörper setzt sich nach wie vor deutlich von der Kirche durch einen Zwischenbau ab.

»Es wird keine Drive-In-Kita, zu der ein schnelles Bringen möglich ist.«

Pfarrer Hetzel, St. Josef Niederndorf

Pfarrer Hetzel spricht sich für ein Umdenken bei den Eltern aus, da der Zugang der Kita über den Friedhof geplant ist und so ein schnelles Bringen der Kinder vor der Haustüre nicht möglich sein wird.

Im Bereich des Kitazugangs ist als Übergang zwischen Bestand und Neubau ein eingschossiger Glasbau geplant, der als zentrale Begegnungsachse für Kirche, Kindergarten und Krippe dient. Die belebten Versammlungsräume wie Pfarrsaal und Kinderbistro sind zum Platz hin orientiert und sollen das Leben von Innen nach Außen tragen.

Die Farben des Kircheninnenraums

Als mögliche Adaption der Farben Rot und Gold im Kircheninnenraum ist in der Entwurfsphase die Idee entstanden farbige Flächen an die Fassade anzubringen, vor die je nach Bedarf die Fensterläden geschoben werden können. So entsteht ein ähnliches Spiel des sichtbar und unsichtbar Seins der hintergründigen Farben, wie es in der Kirche durch das freikratzen des goldenen Farbauftrags der Fall ist.